Kommentar |
Die Erzähltexte des argentinischen Autors Jorge Luis Borges (1899-1986) haben die Ästhetik des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt. Im Hauptseminar sollen die prominenten Erzählungen aus den Sammelbänden Ficciones von 1944 und El Aleph von 1949 und in Auswahl auch spätere Texte gemeinsam gelesen und diskutiert werden, um die Resonanz von Borges' Texten bis in unsere Gegenwart nachzuvollziehen. Da sich fiktionaler und essayistischer Diskurs im Werk von Borges beständig berühren, werden seine Essays ebenfalls hinzugezogen. Die Relektüren werden mit einer historischen Fragestellung verbunden: Argentinien befand sich bis 1983 in einer Epoche höchster politischer Instabilität, in der zivile und Militär-Regierungen im Wechsel die Machtausübung im Land übernahmen. Neben den beiden Amtszeiten von Perón, den gewählten Regierungen Frondizis (1958-1962) und Illias (1963-1966) musste Argentinien auch zwei Militärdiktaturen ertragen: von 1966 bis 1973 unter Onganía und seinen Nachfolgern, ab 1976 unter der Führung von Jorge Rafael Videla. Das Hauptseminar wird vor diesem Horizont auch der zwiespältigen Haltung von Borges in Bezug auf persönliches Engagement und erst recht jede Art von engagierter Literatur nachgehen. Noch vor Semesterbeginn wird ein digitaler Kurs zum Hauptseminar auf der Plattform moodle eingerichtet. Dort werden der Verlaufsplan des Hauptseminars angezeigt und sämtliche Textauszüge und weiterführende Literatur zur Verfügung gestellt. Die sorgfältige Vor- und Nachbereitung der Seminarsitzungen mit Hilfe dieses Materials gehört zu den Erwartungen an die Seminarteilnehmenden.
Literatur: • Jason Wilson, Jorge Luis Borges, London 2006. • Robin Fiddian (Hg.), Jorge Luis Borges in context, Cambridge 2020 |