Kommentar |
Prof. Dr. Gaby Herchert:
Arbeit im Mittelalter. Zwischen Mühsal und Berufung
Seit der Vertreibung aus dem Paradies ist der Mensch genötigt, im Schweiß seines Angesichts sein Brot zu verdienen. Arbeit ist aber nicht nur eine Strafe Gottes, die die Existenzsicherung erschwert, sie dient auch der Selbstdisziplinierung, schützt vor Müßiggang, beugt Versuchungen aller Art vor und gilt als gottgefälliges Werk. Die Benediktinerregel stellt Arbeit und Gebet auf die gleiche Stufe. Gott hat jedem Menschen eine Aufgabe innerhalb der Ordnung zugewiesen, die er bestmöglich erfüllen soll. In der Regel folgt der Sohn dem Vater nach und übernimmt dessen Arbeit, so dass Handwerke über Generationen fortgeführt werden. Familien sind auch Produktionsgemeinschaften, in die alle einbezogen sind, auch Frauen und Kinder. Für den Adel gehört demonstrativer Müßiggang zur höfischen Repräsentation. Wer gegen Lohn arbeitet, verstößt gegen die Gepflogenheiten des Standes. Im Spätmittelalter ändern sich die Lebensverhältnisse, die gesellschaftliche Ordnung und die Einstellungen zur Arbeit. Mit zunehmender Urbanisierung differenzieren sich Gewerke und Dienstleistungen aus und führen zu höherer sozialer Mobilität. Die Neuorganisation von Produktionsprozessen eröffnet neue Berufsfelder und Verdienstmöglichkeiten.
Im Seminar sollen die vielfältigen Aspekte von Arbeit im Mittelalter anhand von unterschiedlichen Textsorten in den Blick genommen werden. Das Seminar endet mit einer Tagung im Grafschafter Museum Moers, bei der Studierende ihre Recherchen in kurzen Vorträgen einem breiteren Publikum vorstellen.
Das Seminar findet zunächst 14-tägig online statt, der Termin der Tagung wird zeitnah bekanntgegeben.
Termine: 11.10., 25.10., 08.11., 22.11., 06.12., 20.12., 10.01. jeweils 10-14 Uhr |