Bemerkung |
Achtung: Dieses Seminar wird von Vera Huwe (IfSO, Dezernat Zukunft) und Stephan Stuckmann (MPIfG, früher IfSO) angeboten, da Julia Cremer verhindert ist.
Abstract
Dieses Seminar untersucht den aktuellen klimapolitischen Moment. Während noch vor fünf Jahren Klimapolitik ein Nischenthema war – sowohl politisch als auch in breiten Teilen der akademischen Literatur -, ist sie nun zum zentralen Bezugspunkt der Wirtschaftspolitik geworden. Wirtschaftliche Aufbauprogramme wie der Inflation Reduction Act in den USA oder das NextGenerationEU Paket verbinden eine neue Industriepolitik mit Dekarbonisierungszielen. Gleichzeitig steigen global immer noch die Emissionen, viele Länder, inklusive Deutschland, haben ihre „fairen“ Emissionsbudgets für 1,5 °C überschritten, und klimainduzierte Extremwetterereignisse werden häufiger und stärker. Wie lässt sich dieser Moment aus polit-ökonomischer Sicht verstehen? Was bedeuten die aktuellen Entwicklungen bezüglich „whether we collapse or transform, and what sorts of transformations or collapses might unfold, with what consequences“ (Paterson, 2020)? In diesem Seminar lesen und diskutieren wir aktuelle Papiere aus verschiedenen Strängen der internationalen und vergleichenden politischen Ökonomie, um uns dieser Frage anzunähern. Der erste Block untersucht die Rolle des Staates in der Transformation, die Möglichkeiten und Grenzen grüner Industriepolitik sowie die globalen Auswirkungen industrieller Modernisierung. Ausgehend von der klimapolitischen Notwendigkeit, fossile Energieträger aus allen Sektoren zu entfernen, analysieren wir im zweiten Block die Verzahnungen fossiler Materialität und der spezifischen Staat-Industrie-Beziehungen einzelner Sektoren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf sogenannten schwer zu dekarbonisierenden („hard-to-abate“) Sektoren. Im Anschluss diskutieren wir die Handlungsmacht von Arbeitskämpfen und sozialen Bewegungen.
Lernziele
Das Seminar vermittelt den Studierenden unterschiedliche politökonomische Perspektiven auf aktuelle Klimapolitik. Die Studierenden lernen eine kritische Auseinandersetzung mit akademischen Fachbeiträgen und konträren Positionen innerhalb der akademischen Debatte, und darauf aufbauend, eine eigenen Position zu entwickeln und sowohl in schriftlicher als auch in mündlicher Form prägnant zu präsentieren. Sie werden außerdem befähigt, theoretische Konzepte zur Beurteilung und Reflexion aktueller politischer Entwicklungen anzuwenden.
Prüfungsleistungen
Die Prüfungsleistung ist eine Portfolioprüfung und beinhaltet
(1) Eine Präsentation (25%)
(2) Ein Response Paper (25%)
(3) Ein Essay (50%)
Ein Teil der Studierenden wird am ersten Blocktermin im Oktober jeweils eines der Papiere aus dem Syllabus präsentieren. Die (1) Präsentation soll die Hauptargumente des Artikels herausarbeiten und kritisch einordnen. Die Präsentation darf maximal 15 Minuten dauern. Außerdem sind 3-5 Diskussionsfragen vorzubereiten.
Der andere Teil der Studierenden verfasst für diesen Termin ein (2) Response Paper zu einem der besprochenen Papiere. Darin werden die wichtigsten Argumente präzise zusammengefasst (ca. 50% des Textes) und danach kritisch befragt und kommentiert.
Präferenzen für Papiere werden in der Auftaktveranstaltung abgefragt und in der Zuteilung berücksichtigt. Beim zweiten Blocktermin wird gewechselt.
Zu Semesterabschluss wird ein (3) Essay eingereicht. Darin setzen Studierende ein aktuelles klimapolitisches Beispiel ihrer Wahl in Verbindung zu den Inhalten des Seminars. Das Essay beginnt mit einem Puzzle (Warum ist das Beispiel spannend? Was ist überraschend?) und einer darauf aufbauenden Forschungsfrage (Z.B. Wie lässt sich das Handeln von Akteur*innen erklären? Wie kam es zu diesem Gesetz?). In der Folge entwickelt das Essay ein theoretisch gestütztes Argument. Es sind keine eigene Datenerhebung und empirische Analyse gefordert, trotzdem können öffentliche Dokumente, Interviews, sekundäre Literatur oder ähnliches herangezogen werden. Essays können weniger formal als Abschlussarbeiten sein und einen eigenen Stil entwickeln, wenngleich alle Regeln des akademischen Schreibens einzuhalten sind. Formale Kriterien: 8-10 Seiten lang (ohne Deckblatt, Inhalts- oder Quellenverzeichnis), Zeilenabstand 1,5, Schriftgröße 12.
Alle schriftlichen Leistungen sind an die zuständige Lehrperson per Email zu schicken. Die Response Paper müssen bis zum Vortag um 16 Uhr eingehen. Abgabefrist für das Essay ist der xxx.
Vorbereitung der Sitzungen
Alle Papiere sollen von den Studierenden zur Vorbereitung der Sitzungen gelesen werden. Die Papiere sind anspruchsvoll und umfangreich. Da der erste Blocktermin bereits zwei Wochen nach der Auftaktveranstaltung stattfindet, wird angeraten, bereits vor der Auftakveranstaltung mit der Lektüre zu beginnen. Die Studierenden werden über den finalen Syllabus rechtzeitig informiert.
Vorläufiger Syllabus
Datum
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Thema
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Literatur
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15.10. |
Administratives & Vorbesprechung
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Empfohlen
Transitioning energy systems
Azevedo, I., Bataille, C., Bistline, J., Clarke, L., & Davis, S. (2021). Net-zero emissions energy systems: what we know and do not know. Energy and Climate Change, 2, 100049.
Brusseler, M. (2023). Transitioning systems. Common Wealth. Available at: https://www.common-wealth.org/perspectives/transitioning-systems-coordinating-the-green-transition
Implications for political economy research
Paterson, M. (2020). Climate change and international political economy: Between collapse and transformation. Review of international political economy, 28(2), 394-405.
Kuzemko, C., Lawrence, A., & Watson, M. (2019). New directions in the international political economy of energy. Review of International Political Economy, 26(1), 1-24.
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Block I (Stephan)
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25.10. |
Contradictions of Green States
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Alami, I., Copley, J. and Moraitis, A. (2023) ‘The “wicked trinity” of late capitalism: Governing in an era of stagnation, surplus humanity, and environmental breakdown’, Geoforum, p. 103691.
Eckersley, R. (2022). Greening states and societies: from transitions to great transformations. In Trajectories in Environmental Politics (pp. 242-262). Routledge.
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State-led Decarbonization
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Meckling, J., & Nahm, J. (2022). Strategic state capacity: how states counter opposition to climate policy. Comparative Political Studies, 55(3), 493-523.
Kupzok, N., & Nahm, J. (2024). The Decarbonization Bargain: How the Decarbonizable Sector Shapes Climate Politics. Pre-print
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26.10. |
Conditions of Industrial Policy
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State-industry relations
Ergen, T., & Schmitz, L. (2023). The sunshine problem: Climate change and managed decline in the European Union (No. 23/6). MPIfG Discussion Paper.
Bulfone, F., Ergen, T., & Kalaitzake, M. (2023). No strings attached: Corporate welfare, state intervention, and the issue of conditionality. Competition & change, 27(2), 253-276.
Macrofinance and planning
Gabor, D., & Braun, B. (2023). Green macrofinancial regimes. Retrieved from osf. io/preprints/socarxiv/4pkv8.
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Implications
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Global implications
Gabor, D., & Sylla, N. S. (2023). Derisking developmentalism: a tale of green hydrogen. Development and change, 54(5), 1169-1196.
Riofrancos, T. (2023) ‘The Security–Sustainability Nexus: Lithium Onshoring in the Global North’, Global Environmental Politics, 23(1), pp. 20–41.
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Block II (Vera)
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6.12. |
Sector Perspectives
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Energy
Furnaro, A. (2023). The last subsidy: regulating devaluation in the German coal phase-out. New Political Economy, 28(2), 190-205.
Brauers, H., Braunger, I., & Jewell, J. (2021). Liquefied natural gas expansion plans in Germany: The risk of gas lock-in under energy transitions. Energy Research & Social Science, 76, 102059.
Transport
Mattioli, G., Roberts, C., Steinberger, J. K., & Brown, A. (2020). The political economy of car dependence: A systems of provision approach. Energy research & social science, 66, 101486.
Huwe, V., Hopkins, D., & Mattioli, G. (2024). Aviation exceptionalism, fossil fuels and the state. Review of International Political Economy xxxx
Chemical
Tilsted, J.P. and Bauer, F. (2024) ‘Connected we stand: Lead firm ownership ties in the global petrochemical industry’, Ecological Economics, 224, p. 108261.
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7.12. |
Agency and Power of Non-State Actors
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+ 1 Konzeptionelles Paper zu power
Workers
Silva, J. M., Carley, S., & Konisky, D. M. (2023). “I earned the right to build the next American car”: How autoworkers and communities confront electric vehicles. Energy Research & Social Science, 99, 103065.
Dörre, K., Liebig, S., Lucht, K., & Sittel, J. (2024). Klasse gegen Klima? Transformationskonflikte in der Autoindustrie. Berliner Journal für Soziologie, 34(1), 9-46.
Social Movements
Sovacool, B. K. (2022). Beyond science and policy: typologizing and harnessing social movements for transformational social change. Energy Research & Social Science, 94, 102857.
Temper, L., Avila, S., Del Bene, D., Gobby, J., Kosoy, N., Le Billon, P., ... & Walter, M. (2020). Movements shaping climate futures: A systematic mapping of protests against fossil fuel and low-carbon energy projects. Environmental Research Letters, 15(12), 123004.
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