Kommentar |
Kommunikative Gattungen sind verfestigte Formen der Kommunikation, die sich durch eine typisch wiederkehrende Ablaufstruktur auszeichnen. Die damit verbundenen kommunikativen Muster sind uns aus unserem gesellschaftliche Wissensvorrat heraus mehr oder weniger explizit vertraut und können in bestimmten Situationen zur Handlungsentlastung beitragen. Kommunikative Gattungen erfüllen im Wesentlichen eine Funktion, die auf die situative Lösung spezifischer kommunikativer Probleme zielt. In der Wissenschaftskommunikation hat sich bspw. die PowerPoint-Präsentation als kommunikative Gattung der Wissensvermittlung etabliert. In dem Seminar werden die Grundlagen der Gattungstheorie und die methodologischen Prinzipien der Gattungsanalyse behandelt, die sich methodisch auf die Konversationsanalyse stützt. In der lektürebasierten Vorbereitung der Seminareinheiten werden zudem konkrete Bezüge zu empirischen Analysen von kommunikativen Gattungen (u.a. Moral, Predigt, Klatsch, Planung) hergestellt. Darüber hinaus blicken wir auf einige Weiterentwicklungen der ursprünglich auf gesprochene Sprache fokussierten Analyse unterschiedlicher Gattungen, in denen nunmehr auch die Performanz, die Visualität und Materialität der Kommunikation berücksichtigt wird. |
Literatur |
Luckmann, Thomas (1986). Grundformen der gesellschaftlichen Vermittlung des Wissens: Kommunikative Gattungen, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderheft 27 „Kultur und Gesellschaft“. Hrsg. von Friedhelm Neidhardt/Lepsius, M. Rainer/Weiß, Johannes. Opladen: Westdeutscher Verlag, 191-211. Günthner, Susanne & Hubert Knoblauch (1994). “Forms are the Food of Faith”. Gattungen als Muster kommunikativen Handelns, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 46(4), 693-723. Knoblauch, Hubert & Ajit Singh (Hrsg.) (2023). Kommunikative Gattungen und Events. Zur empirischen Analyse realweltlicher sozialer Situationen in der Kommunikationsgesellschaft. Springer: Wiesbaden. |