Kommentar |
In meiner Tasche befindet sich ein hochkomplexer Computer, mit dem ich ständig Bilder produziere und noch viel lieber konsumiere. Nicht erst seit dem Gespräch über aggressive TikTok-Algorithmen ist jedoch klar, dass diese „Bilder“ mehr tun als Bild zu sein. Viel mehr sind sie Konglomerate von Daten, die von großen Konzernen ausgelesen werden. Der Filmemacher Harun Farocki schreibt, dass operative Bilder eigentlich nur „Anstandsgesten“ von Computern seien, die zwar den Look und das Gefühl traditioneller Bilder imitieren, die der Computer aber eigentlich nur in ihrer sekundären Funktion erzeugt: „The computer does not need the image.“ Nun sind unsere Smartphones wie ein hochprivater Schatz, auf dem wir eigene und empfangene Fotos, Nachrichten und Notizen speichern und verwalten. Gleichzeitig sind sie das Leck, an dem die Bestanteile des Schatzes sich vergasförmigen und aus unserem privaten Zugriff herausdünsten. Das bringt uns in eine ambige Beziehung zu diesem so persönlichen Artefakt, dessen komplexe Sensorik, Algorithmik und Infrastrukturen sich teils unmerklich in den Alltag einweben.
Dieser Ambiguität wollen wir forschend nachgehen. Dabei wird es darum gehen, filmisch mit dem eigenen Smartphone zu experimentieren, künstlerische Positionen aus Experimentalfilm und Videokunst kennenzulernen und Ansätze für den Kunstunterricht zu erproben und zu entwickeln und theoretisch zu reflektieren. |