Kommentar |
Sünde, Schuld, Gnade, Vergebung – mit diesen Begriffen werden Kernthemen christlicher Theologie angesprochen, die in der Gegenwart vielfach ihre Bedeutung und sogar ihre Relevanz verloren zu haben scheinen. In der Alltagssprache kenne wir „Sünden“ fast nur noch im Zusammenhang mit Diäten oder Verkehrsverfehlungen. Müssen wir daher „Schluss mit der Sünde“ (Huizing) machen? Oder führt uns ein biblisch fundiertes und zeitgemäßes Verständnis von Sünde und Gnade dazu, dieses Grundthema des christlichen Glaubens als zutiefst relevant für eine Welt, die in zerstörerische Beziehungen und Systemen gefangen zu sein scheint, herauszuarbeiten?
Das Seminar wird nicht nur biblische Ansätze und klassische Grundlagentexte der Theologiegeschichte bearbeiten, sondern auch neuere Ansätze (feministisch-theologische, befreiungstheologische, interreligiöse usw.) in die Fragestellung einbeziehen: Wie ändert sich etwa unser Verständnis von Sünde und Gnade, wenn wir nicht nur die Sünde und Rechtfertigung der Täter:innen theologisch reflektieren, sondern auch die ernstnehmen, die unter der Sünde anderer zu leiden haben? Wie trugen gerade die christliche Verkündigung und Theologie zum Thema Sünde und Gnade zur Marginalisierung, gar Unterdrückung bestimmter Gruppen bei? Welches Gottes- und Menschenbild wird in unserem Verständnis von Sünde und Gnade reflektiert? Wie kann ein zeitgemäßes Verständnis von Sünde und Gnade aussehen, dass ernstmacht mit dem befreienden und hoffnungsvollen Evangelium?
Die aktive Mitarbeit aller Seminarteilnehmer:innen in Beteiligung, Vor- und Nachbereitung wird vorausgesetzt. Näheres dazu in der ersten Sitzung.
Passwort für den Moodle-Kurs: Gnade |
Literatur |
- Ingolf U. Dalferth, Sünde: Die Entdeckung der Menschlichkeit, Leipzig 2024.
- EKD, Sünde, Schuld und Vergebung aus Sicht evangelischer Anthropologie. Grundlagentext des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Leipzig 2020.
- Pfleiderer et al. (Hg.), Sünde, Schuld, Scham und personale Integrität: Zur neuen Debatte um die theologische Anthropologie, Leipzig 2022.
Weitere Literatur wird im Seminar bekanntgegeben und auf Moodle zur Verfügung gestellt.
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