Kommentar |
Das empirische Interesse an audio-visuellen Daten hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen (u. a. Schnettler/Baer 2013, Ayaß 2016). Zumeist richtet sich der Fokus auf mediale Formen, die ursprünglich nicht für Forschungszwecke erzeugt wurden (bspw. Hochzeitsvideos, Imagefilme, Dokumentarfilme etc.). Die Videographie (Tuma et al. 2013) ist eine qualitative Forschungsmethode, mit deren Anwendung Forschende mit einer Videokamera selbst soziale Situationen aufzeichnen. Die daraus gewonnenen Daten bilden die Grundlage für die videogestützte Analyse von Face-to-face Interaktionen. Die Analyse erstreckt sich bspw. auf Verkaufsgespräche, medizinische Konsultationen, Interaktionen im Museum, Trainingskommunikation im Sport bis hin zur Kooperation in hochtechnisierten Arbeitsprozessen. Ein besonderes Augenmerk der Analyse liegt auf dem performativen Zusammenspiel von Sprache und visuell-körperlichen Handlungsformen (Gestik, Mimik u.a.) und wie sich Akteure im Interaktionsverlauf Räume und Objekte kommunikativ ‚erhandeln‘. Weil die Videographie in ethnographisches Forschungshandeln eingebettet ist, zielt sie sowohl auf die feingranulare Analyse mikrosozialer Ordnungen, als auch auf die Rekonstruktion der damit verbundenen gesellschaftlichen Kontexte. In dem Seminar erarbeiten wir zunächst zentrale methodologische Annahmen und methodische Verfahrensprinzipien der Videographie. Im weiteren Verlauf werden im Seminar kleinere, thematisch fokussierte Studienprojekte entwickelt, in deren Verlauf die Seminarteilnehmer*innen selbst videographische Daten erheben. |
Literatur |
Tuma, R., Schnettler, B., & Knoblauch, H. (2013). Videographie: Einführung in die interpretative Video-Analyse sozialer Situationen, Wiesbaden: Springer VS Singh, A., & Meinert, L. (2023). Doing Videography – Mit der Kamera im Feld während der Corona-Pandemie. In J. Donlic (Ed.), Qualitative Methoden in der Forschungspraxis: Perspektiven, Erfahrungen und Anwendungsfelder (1st ed., pp. 256–277). Verlag Barbara Budrich. https://doi.org/10.2307/jj.3102554.17 vom Lehn, D. (2006). Die Kunst der Kunstbetrachtung: Aspekte einer pragmatischen Ästhetik in Kunstausstellungen. Soziale Welt, 57(1), 83–99. http://www.jstor.org/stable/40878518 |
Bemerkung |
Wichtiger Hinweis: Bei diesem Kurs handelt es sich um einen Methodenpraxiskurs im Modul „Methoden empirischer Kommunikationsforschung“. Die Studienplätze in den Methodenpraxiskursen werden im direkten Windhundverfahren vergeben. Die Zulassung zur Veranstaltung erfolgt sofort in der Reihenfolge des Eingangs der Anmeldungen, bis die Kapazität ausgeschöpft ist. In diesem Kurs stehen 40 Plätze zur Verfügung. Eine Warteliste existiert nicht. Bitte beachten Sie die 1. Anmeldephase: Diese startet am 15.02. und endet am 08.03.2025. Der Studienverlaufsplan für das Bachelorstudienfach „Kommunikationswissenschaft“ sieht vor, dass Studierende des 2. Semesters neben der Methodenvorlesung zwei Methodenpraxiskurse belegen. Studierende, die sich für diesen Kurs anmelden, benötigen wie bei den anderen Methodenpraxiskursen noch eine weitere Anmeldung für einen zweiten Methodenpraxiskurs. Studierende, die sich für mehr als zwei Methodenpraxiskurse im LSF anmelden, werden nur in zwei Veranstaltungen bei der Platzvergabe berücksichtigt. Weitere Anmeldungen werden durch das Institut inaktiv gesetzt. Sollten Sie in einem Kurs keinen Platz erhalten haben, müssen Sie sich in der 2. Anmelde- bzw. Einschreibephase in der Zeit vom 24.03 bis 18.04. für einen anderen Methodenpraxiskurs mit noch freien Plätzen anmelden. |