Kommentar |
Nach der grundlegenden Einführungsvorlesung in die sonderpädagogische Diagnostik im 1. Semester, fokussieren wir nun gezielt Aufgaben der Diagnostik und Förderung von Kindern und Jugendlichen, die Probleme im Bereich ihrer emotionalen und sozialen Kompetenzen aufgrund multikomplex-erschwerter Lebenslagen aufweisen. „Grundsätzlich ist eine interdisziplinär angelegte Diagnostik erforderlich, die in einen gemeinsam abgestimmten Förderplan mündet. Das kann die besondere Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in vorschulischen und schulischen Einrichtungen, das Einbeziehen von psychosozialen, medizinischen und psychotherapeutischen Diensten sowie die Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe, dem schulpsychologischen Dienst, Erziehungsberatungsstellen, den Jugendgerichten und dem Jugendstrafvollzug erfordern. Auf diese Weise können bereits vorliegende Informationen diagnostisch einbezogen werden. Vielfach werden entscheidungsrelevante Erkenntnisse durch Beobachtung und gemeinsame Beratung auch mit den Kindern und Jugendlichen gewonnen“ (KMK 2000, S.12).
Dieser Umstand bedingt sowohl eine interdisziplinär angelegte Prozessdiagnostik als auch eine „verstehende Diagnostik“ (vgl. Baumann, Bolz & Albers, 2021), die sich neben klassisch-/standardisierten Verfahren mittels Beobachtung, Tests und Fragebögen um eine differenzierte, fachlich-präzise und pädagogisch-sensible individuelle Fallkonstruktion bemüht. Mit Blick auf förderspezifische Aufgaben zielen diese darauf ab, auf der Grundlage einer fachlich-theoretisch fundierten Analyse von Stärken und Schwächen der Schülerin oder des Schülers individuell gezielte Fördermaßnahmen zu entwickeln, um emotionale und soziale Fähigkeiten der betroffenen Personen zu stärken und sie in ihrer persönlichen (Bildungs-)Entwicklung zu unterstützen. „Wir sollten immer davon ausgehen, dass ein Kind für alles, was es tut, seine guten Gründe hat, auch wenn es dem oberflächlichen Betrachter noch so befremdend und töricht erscheinen mag. Wenn wir das von vornherein annehmen, werden wir uns Gedanken machen, welche Bedeutung sein Verhalten hatte, und je unverständlicher es uns vorkommt, um so mehr bemühen wir uns, es zu verstehen. Auch wenn uns das nicht sofort oder ganz gelingt, gibt es uns doch eine viel größere Chance, ihm gerecht zu werden“ (Bettelheim 1991, S. 225).
Informationen zu relevanten Unterlagen wie z.B. Seminarablauf und Literatur erfolgen am ersten Vorlesungstag. |