Als einige Europäische Staaten damit begannen, Teile ihrer staatlichen Souveränität abzugeben bzw. auf der europäischen Ebene zu bündeln, standen Fragestellungen rund um die demokratische Legitimierung des Projektes nicht im Fokus. Die Abgabe von Souveränität und Gründung von Institutionen erfolgte schließlich durch die souveräne Entscheidung aller Mitgliedsstaaten und war als Prozess konzipiert und getrieben von politischen und wirtschaftlichen Eliten.
Heutzutage stellt sich die Situation anders dar: Durch die fortschreitende Integration der vergangenen Jahrzehnte hat die Europäische Union in sehr vielen Politikbereichen weitgehende Kompetenzen. Sie hat dadurch eine Form der Staatlichkeit erlangt und kann und sollte sich demokratischen Fragestellungen nicht mehr entziehen. Es stellt sich also die Frage, ob die Abgabe von Souveränität demokratischer Nationalstaaten und die Verlagerung von Kompetenzen auch mit einem Ausbau der Demokratie auf europäischer Ebene einhergeht. Diese Frage wollen wir in diesem Seminar beleuchten und versuchen, erste Antworten zu finden. Wie nähern wir uns der demokratischen Frage in der Europäischen Union und welche Begrifflichkeiten und Theorien helfen uns, diese zu bewerten? Welche Rolle spielte die Demokratie im (historischen) Denken über den europäischen Einigungsprozess? Aber auch: wie demokratisch sind die Wahlen zum Europäischen Parlament eigentlich? Wie kann die Union auf den Zerfall der Demokratie in einzelnen Mitgliedsstaaten reagieren? Und Welche Rolle spielen Bürger:innen in der Europäischen Union des 21. Jahrhunderts?
Diese und weitere Fragen diskutieren wir in interaktiver Atmosphäre und mit viel Selbständigkeit im Seminar. Themenschwerpunkte und Fragen werden dabei im Zusammenspiel von Dozent und Studierenden gemeinsam entwickelt.
Eine abschließende schriftliche Ausarbeitung ermöglicht es den Studierenden, selbstständig eine interessante Fragestellung zu entwickeln und wissenschaftlich zu beleuchten. |