Diskurse prägen Gesellschaft
Gesellschaften sind geprägt durch ein immerwährendes Ringen unterschiedlicher Kräfte um Vorherrschaft - ganz wesentlich findet dieses Ringen um Vorherrschaft im Diskurs statt. Unter Diskurs lassen sich alle Handlungen verstehen, die Bedeutungen artikulieren und austauschen: Ein persönliches Gespräch zwischen Freunden, eine stumme Geste der Zustimmung, ein Tweet, ein Parteiprogramm oder eine Aktivistin mit Plakat vor dem Kanzleramt - all diese Artikulationen sind Teil des Diskurses und prägen damit die diskursiven Dynamiken einer Gesellschaft.
Wie über Themen in einer Gesellschaft gesprochen und gedacht wird, prägt das Handeln der Menschen. Die Analyse des Diskurses lässt also soziale Strukturen, Ereignisse und vor allem Veränderungsdynamiken verstehen. Ein aus dieser Perspektive besonders interessantes Politikfeld ist der Klimaschutz. Seit Jahrzehnten drängen soziale Bewegungen auf Veränderung und nun befinden sich die Gegenwartsgesellschaften mitten in der Transformation.
Durch die Analyse des Klimaschutzdiskurses der Vergangenheit und Gegenwart können wir verstehen, wie Veränderung durch soziale Bewegungen angestoßen wurden und werden. Die Analyse des Diskurses zeigt aber auch, wie voraussetzungsreich, vielschichtig und komplex die Transformation von Gesellschaften ist - so ist bspw. die Omnipräsenz des Begriffs Klimaschutz keinesfalls ein Indikator für signifikante Änderungen in den Lebensstilen der meisten Menschen bzw. der Form des Wirtschaftens.
Methode: Qualitative Analyse des Klimaschutzdiskurses
Das zweisemestrige Lehrforschungsprojekt vermittelt die Methode der qualitativen Diskursanalyse anhand des Untersuchungsgegenstandes Klimaschutz / Klimaschutzbewegung / Klimatransformation.
In der von uns angewandten Analyse diskursive Hegemonien wird die Betrachtung großflächige Dynamiken im Diskurs (bspw. die Verschiebung von Stimmungslagen oder Sagbarkeiten) mit der Detailanalyse einzelner Artikulationen (bspw. eine Rede eines Politikers oder alltägliche Konversationen) verbunden.
Qualitativ ist diese Methode, weil die detaillierte Untersuchung der einzelnen Artikulationen (Parlamentsreden, Parteiprogramme, Forderungen einer sozialen Bewegung...) im Mittelpunkt der Analyse steht. Über Hilfsmittel wie Visualisierungen, Analysesoftware MAXQDA oder KI wird aus den einzelnen Analysepunkten ein großflächiges Bild der untersuchten diskursiven Dynamiken.
Didaktisches Konzept
Im Mittelpunkt der Übung steht die Vermittlung der diskursanalytischen Methode. Von der ersten Sitzung an steht das Ziel des Kurses im Mittelpunkt: die Konzeption und Umsetzung eines eigenständigen diskursanalytischen Forschungsprojektes.
Die Übung hat in der Vorlesungszeit von Winter- und Sommersemester einen sich wiederholenden vierwöchigen Rhythmus. In diesem vierwöchigen Rhythmus werden Präsenzformate mit Selbstlern- und Gruppenphasen kombiniert. Jeder neue inhaltliche Schritt wird direkt in gemeinsame und anschließend eigenverantwortliche Übungen überführt.
Diese Methodenübung wurde in den vergangenen 10 Jahren schon von über 400 StudentInnen erfolgreich abgeschlossen. Über diesen Zeitraum wurde und wird das Kurskonzept fortwährend entlang des studentischen Feedbacks sowie der sich ändernden wissenschaftlichen und didaktischen Anforderungen optimiert. |