Die Vereinigung der Abuelas de la Plaza de Mayo ist die wohl bekannteste Institution, die sich bis heute für die Aufklärung der Schicksale der sogenannten desaparecidos und ihrer Kinder einsetzt. Als desaparecidos werden Regimegegner bezeichnet, die während der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983) entführt, gefoltert und ermordet wurden, wobei die Verwandten über das Schicksal der Entführten bewusst jahrelang im Unklaren gelassen wurden. Schwangere wurden teils bis zur Geburt inhaftiert, bevor sie ermordet und ihre Babys an regimetreue Paare verkauft oder zwangsadoptiert wurden.
Wir werden uns im Seminar anhand des preisgekrönten Romans A veinte años, Luz! (1998) von Elsa Osorio, des Spielfilms La historia oficial (1985) von Luis Puenzo und ggf anhand des Dokumentarfilms Algo mío (2016) von Jenny Hellmann und Regina Mennig mit dem Spannungsfeld von Identität und Trauma auseinandersetzen, sowohl mit Blick auf die nationale, als auch auf die persönliche Geschichte. Auch der Frage, inwieweit Literatur hier jeweils zur Aufarbeitung dienlich sein kann, gehen wir nach.
Über das Semester hinweg werden Ihnen verschiedene literatur- und kulturwissenschaftliche Zugänge, sowie Fertigkeiten vermittelt und Anleitungen gereicht, die Sie befähigen, allgemein wissenschaftlich zu arbeiten und eine literaturwissenschaftliche Seminararbeit zu schreiben.
Den Roman können Sie in einer beliebigen Ausgabe gebraucht kaufen oder ausleihen. Wir beginnen in der 4. Sitzung mit der Textarbeit, bitte lesen Sie ihn bis dahin.
Informieren Sie sich bitte vor Seminarbeginn über die geschichtlichen und soziopolitischen Hintergründe der argentinischen Militärdiktatur. |