Kommentar |
Anfang der 1990er Jahre wurde das Bild des mit Geflüchteten überladenen albanischen Frachters Vlora zum Schlüsselbild eines visuellen Diskurses, der mit den Metaphern des ‚vollen Bootes’ und der anonymen ‚Menschenflut’ ein Überlastungsszenario beschwor, das eine radikale Abschottung Deutschlands vor Zuwanderung nahelegte.
Vergleichbare Bildereignisse zeigen, dass im Kontext der Frage von Migration und Immigration Bilder zeit- oder ortsspezifisch Machtverhältnisse zwischen Personen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder Kultur hervorbringen und festschreiben können. Sie produzieren Ein- und Ausschlüsse und beeinflussen die Wahrnehmung dessen, was wir allgemein unter Migration verstehen, was wir als ‚fremd’ oder ‚eigen’ einordnen bzw. gar als Bedrohung wahrnehmen. Vor diesem Hintergrund will die Vorlesung den Voraussetzungen, Bedingungen und Perspektiven zeitgenössischer künstlerischer Positionen und kuratorischer Praxis unter dem Einfluss globaler Wanderungsbewegungen und eines transkulturellen Wissenstransfers nachgehen. Ein Anliegen ist es, das gesellschaftliche Handlungspotential von Gegenwartskunst innerhalb aktueller politischer Debatten um Migration, Rassismus, Zuwanderung sowie Begrenzung und Abschottung auszuloten. |
Literatur |
Cathrine Bublatzky, Burcu Dogramaci, Kerstin Pinther, Mona Schieren (Hg.): Entangled Histories of Art and Migration: Theories, Sites and Research Methods, Bristol 2024.
Burcu Dogramaci, Birgit Mersmann (Hg.): Handbook of Art and Global Migration. Theories, Practices, and Challenges, Berlin 2019.
Burcu Dogramaci (Hg.): Migration und künstlerische Produktion. Aktuelle Perspektiven, Bielefeld 2013.
Christoph Rass, Melanie Ulz (Hg.): Migration ein Bild geben. Visuelle Aushandlungen von Diversität, Wiesbaden 2018. |