| Kommentar |
Kommunikative Vorgänge in Interaktionen werden typischerweise im Kontext „interpersonaler“ Aushandlungsprozesse verortet. Diese Perspektive wurde seit den 1980er Jahren massiv von verschiedenen Theorien herausgefordert. Zentral war die Anerkennung der materiellen Verfasstheit von Sozialität. Betont wurde die kommunikative Rolle von Körpern, Räumen, Objekten, Technik, Maschinen und damit – in gesellschaftsdiagnostischer Hinsicht – auch eine mit dem Menschen verflochtene und über ihn hinausreichende Vielfalt von „Aktanten, Akteuren und Agenten“. In jüngerer Zeit äußert sich im wissenschaftlichen Diskurs zudem eine stärkere Kritik an anthropozentrischen Weltvorstellungen sowie an den mithin künstlich erzeugten Grenzziehungen zwischen Mensch-Natur, Mensch-Umwelt und Mensch-Technik-Verhältnissen. Die Auslotung, Auflösung oder auch Verfestigung dieser Grenzen soll im Kurs ausgeleuchtet werden, wobei die Frage im Vordergrund steht, wie genau diese ‚Grenzbereiche‘ des Sozialen (durch Wissen und Handeln) kommunikativ bearbeitet oder überwunden werden. Aus kommunikationstheoretischer Perspektive gibt das Seminar zunächst einen Überblick über ausgewählte „klassische“ handlungs- und praxistheoretische Positionen und solche, die sich im Fahrwasser der Akteur-Netzwerktheorie oder des Posthumanismus bewegen. Neben diesen grundlegenden Positionen werden Verbindungen zu empirischen Studien bspw. zur Relationalität von Menschen zu Pflanzen und Tieren, zu Maschinen, Technologien und Robotern, zu Geistern oder auch zu „außerirdischen Intelligenzen“ hergestellt, die theoretisch reflektiert und eingeordnet werden. |