| Kommentar |
Ungerechtigkeit und Ungleichheit sind nicht nur gesellschaftliche Makrophänomene, sondern zeigen sich auch im Detail zwischenmenschlicher Kommunikation. Sie können in alltäglichen Interaktionen entstehen, reproduziert oder herausgefordert werden – oft durch scheinbar banale sprachliche Mittel. Das Seminar widmet sich der Frage, wie solche sozialen Asymmetrien, Machtverhältnisse und Formen von Ausschluss in der interpersonalen Kommunikation erkennbar und analysierbar sind. Ziel des Seminars ist es, einen vertieften Einblick in die Rolle von Sprache und Interaktion bei der (Re-)Produktion und dem möglichen Widerstand gegenüber sozialen Ungleichheiten zu gewinnen. Dabei steht die Konversationsanalyse im Mittelpunkt – eine Methode, die es erlaubt, soziale Wirklichkeit aus der Perspektive der Beteiligten zu rekonstruieren. In Kombination mit Ansätzen wie der Membership Categorisation Analysis ermöglicht sie eine detaillierte Analyse von Kommunikationspraktiken, durch die Kategorien wie Geschlecht, Ethnizität oder institutionelle Rollen in Interaktionen relevant gemacht werden. Themenschwerpunkte des Seminars sind unter anderem interaktionale Asymmetrien in institutionellen Kontexten (z. B. Medizin, Bildung, Polizei), diskursive Reproduktion und Aushandlung sozialer Kategorien (z. B. Race, Gender, Klasse), Kommunikationspraktiken von Ausschluss, Vorurteil und Widerstand sowie die Rolle von Sequenzialität, Turn-Taking und epistemischer Positionierung in Machtverhältnissen. Das Seminar ist als Forschungsseminar konzipiert, in dem die Teilnehmenden in Gruppen an eigenen Daten arbeiten und daran Strukturen sozialer Ungleichheit in der Interaktion sichtbar zu machen. Das Seminar setzt Grundkenntnisse in der Konversationsanalyse oder der Membership Categorisation Analysis voraus oder die Bereitschaft, sich selbstständig in einen dieser Ansätze einzuarbeiten.
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