Kommentar |
Das Miniatur-Museum
Individuelle Präsentationsräume mit Objektcollagen, Wunderboxen und Miniatur-Galerien
Ausgehend von Marcel Duchamps «La Boîte-en-valise» (dt. Die Kiste im Koffer) (1936–1941) werden künstlerische und kuratorische Konzepte im Kleinformat vorgestellt und gemeinsam untersucht: Welche Übersetzungs-Möglichkeiten eröffnen sich in der künstlerischen Miniatur-Darstellung? Welche Freiheit bietet die Maßstabsverschiebung? Ist es eine dreidimensionale Erinnerungs-Skizze, ein Schrein oder die Replik eines großformatigen Vorbildes? Und wie klein ist klein? Eine blaue Milchkiste – befestigt an einem Baumstamm gegenüber einer renommierten Galerie – war der Präsentationsraum der «Nasubi Gallery», eine Geste des Künstlers Tsuyoshi Ozawa, mit der er gegen das etablierte kostenpflichtige Galerienmietsystem in Tokyo protestierte. Aufstrebende Künstler:innen wurden von Ozawa eingeladen, den winzig kleinen Raum, bald bekannt als „kleinste Galerie der Welt“, mit orts- und vor allem größenspezifischen Werken zu bespielen. Das partizipatorische Projekt «New Nasubi Gallery» (1997) mit Miniaturkunstwerken aus aller Welt, wurde 2025 auch auf der 13. Berlin Biennale präsentiert. Die Kuratorinnen sehen in den Ambitionen Verbindungen zu Duchamps mobilem Museum. Ebenfalls in Koffern und an wechselnden Orten zeigte Yin Xiuzhen mit «Portable Cities» (2003) Stadtsilhouetten aus Altkleidern. In einer textilen Miniatur-Serie von «Retablos» – volkstümlichen Andachtsaltären – präsentiert Gabriel Alarcón koloniale Machtsymbole aus einer zeitgenössischen Perspektive. Auch Xu Zhens Vitrine zur transkulturellen Gestensammlung könnte eine inspirierende Rolle spielen, ebenso die Körperfragmente in den «Technological Reliquary» von Paul Thek, Anna Oppermanns «Constructions» oder Joseph Cornells Objektcollagen. Im Anschluss an beispielhafte künstlerische Positionen und thematischeStegreifübungen werden Sie einzeln oder zu zweit Entwürfe zu eigenen Ausstellungen entwickeln und individuelle Miniatur-Museen umsetzen. Das Material ist freigestellt. Sowohl Assemblagen als auch Kombinationen von Zeichnungen, Texten, Fotografien oder sogar Projektionen können sich aus Ihren Entwürfen ergeben. |