Kommentar |
Wesentlich angeregt durch Isaiah Berlins einflussreichen Vortrag „Two Concepts of Liberty“ von 1958 hat sich eine bis heute lebendige Diskussion um den Begriff von Freiheit entwickelt. Dabei geht es – jedenfalls vorrangig – nicht um die Rolle, um den Wert oder um die Realisierungsbedingungen von Freiheit für Einzelne oder für alle, sondern darum, was überhaupt damit gemeint ist und gemeint sein kann, wenn von „Freiheit“ die Rede ist. Besondere Bedeutung haben hier die sogenannten neo-republikanischen Autoren, darunter insbesondere Philip Pettit, da dieser für die Möglichkeit eines dritten Freiheitsbegriffs, neben dem „positiven“ und dem „negativen“ (von denen Berlin gesprochen hatte), argumentiert, welche Möglichkeit von den „liberalen“ Theoretikern wiederum bestritten wird.
Häufig werden die verschiedenen Texte nach ihrem Beitrag und ihrer systematischen Stellung in der Gesamtdiskussion rezipiert. In diesem Seminar wollen wir uns dagegen Aufsätze ansehen, die unmittelbar aufeinander Bezug nehmen und in der Auseinandersetzung miteinander die Frage diskutieren, ob ein Freiheitsbegriff (in diesem Falle vor allem der republikanische) möglich sei. Dies wird uns Gelegenheit geben, nicht nur eine wichtige Frage der zeitgenössischen politischen Philosophie zu erörtern, sondern auch Argumentationsweisen kennenzulernen sowie uns mit grundlegenden Unterscheidungen (u.a. deskriptiv–normativ, Begriff–Konzeption) vertraut zu machen, die auch anderswo als analytisches Werkzeug zum Einsatz gebracht werden können. |